Montag, 3. August 2009

Amritsar - viele Muehen fuer den Sikhismus

Namaste,

ich kann nun behaupten, dass ich ENDLICH in Amritsar angekommen bin, nachdem die gestrige Anreise hierher wirklich eine Katastrophe war. Eigentlich haette meine Zug um 3.30 Uhr in der Frueh Delhi verlassen sollen, sodass ich planmaessig um 11.15 Uhr in Amritsar ankomme. Dem war natuerlich nicht so... Schon als ich mitten in der Nacht am Bahnhof ankam, hiess es, dass mein Zug fuer 8.15 Uhr erwartet wird, knappe fuenf Stunden verspaetet. Und es kann sich vermutlich jeder vorstellen, dass es lustigere und angenehmere Moeglichkeiten des Zeitvertreibs gibt als stundenlang mitten in der Nacht auf einen von Indiens groessten Bahnhoefen zu warten.

Und obwohl ich es vermeiden wollte, war ich doch sehr gluecklich als ich einen 24h-McDonalds gesehen hab. Das einzige Problem: Dieser 24h-Mc Donalds hat von 11 bis 20 Uhr geoeffnet! Willkommen in Indien...

Im Endeffekt fuhr mein Zug dann kurz vor 10 Uhr morgens von Delhi los (keine Ahnung, was ich dort fast 7 Stunden gemacht hab), aber natuerlich sammelten wir auf dem Weg nach Amritsar immer mehr Verzoegerungen, sodass ich im Endeffekt erst um kurz nach 20 Uhr in meinem Hotel ankam. Da ging es mir dann nur noch um ein paar "Kleinigkeiten": Essen (meine letzte Nahrung lag 30 Stunden zurueck), WC (17 Stunden - als Frau sind WCs in indischen Zuegen echt nicht zu empfehlen) und Dusche!!! Danach bin ich nur noch total k.o. ins Bett gefallen und hab mir gewuenscht, dass ich so einen Tag nie wieder erleben muss!

Heute war ich auf jeden Fall schon im Goldenen Tempel, der Hauptgebetsstaette der Sikhs und das war echt sehr schoen. Ueberhaupt ist die Provinz Punjab ja der Geburtsort des Sikhismus, weswegen ich die Gelegenheit nutzen moechte um euch ein bisschen was ueber die Sikhs zu erzaehlen...

Die Sikh-Religion ist eine im 15. Jahrhundert entstandene Religion, die auf den Stifter Guru Nanak zurückgeht. Die im Punjab begründete Religion – im deutschen Sprachraum auch als Sikhismus bezeichnet – hat über 20 Millionen Anhänger und zählt zu den jüngsten monotheistischen Weltreligionen.

Wesentliche Merkmale der Sikh-Religion sind die Betonung der Einheit der Schöpfung, die Abkehr von „Aberglauben“, traditionellen religiösen Riten und sozialer Hierarchisierung entlang Religion, Herkunft und Geschlecht. Es existieren jedoch verschiedene formale Vorgaben z. B. bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten. Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar zu machen. Guru Nanak sowie seine neun nachfolgenden Gurus (religiöse Vorbilder) unterstreichen in ihren Einsichten, die schriftlich in dem Werk Guru Granth Sahib überliefert sind, ihr Verständnis, über vorhandene Religionen hinauszugehen und distanzieren sich inhaltlich von den dominierenden religiösen Traditionen ihres Zeitalters, darunter Buddhismus, Hinduismus und Islam.

Praktizierende Sikhs, vor allem männliche Religionsanhänger, erkennt man an einem kunstvoll gebundenen Turban. Die Kopfbedeckung samt ungeschnittenem Haar – eine Tradition, die zu Zeiten der Gurus fortschreitend an Bedeutung gewann – drückt entsprechend dem Selbstverständnis der Sikhs Weltzugewandtheit, Nobelhaftigkeit und Respekt vor der Schöpfung aus.

Im Gegensatz zum Hinduismus akzeptieren Sikhs die Wichtigkeit materieller Bedürfnisse und deren Befriedigung. So prägen das Eheleben und die Familie nicht nur einen Lebensabschnitt, sondern sind für das ganze Leben wichtig. Deswegen steht die Sikh-Religion dem Streben nach Wohlstand und Ansehen nicht im Weg, es wird sogar gesagt:

„Ein Sikh muss anderen ein Beispiel geben; er soll ein besserer Bauer, ein besserer Geschäftsmann und ein besserer Beamter sein.“
– Gobind Singh Mansukhani: Introduction to Sikhism

So, das wars dann mal wieder aus Amritsar. Morgen gehts nach Dharamsala, der Exil-Heimat des Dalai Lamas, von wo ich mich natuerlich wieder bei euch melden werde!

LG Kati

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